Projekt "Bürgergarten"

Viel ist passiert, seit wir im Februar 2008, damals noch von einigem Kopfschütteln begleitet und auch gegen diverse Widerstände ankämpfend, gemeinsam mit Caro, Torsten und Co. von der Filmwerkstatt Chemnitz in den Bürgergarten schlichen und sofort verzaubert waren. Mit unserer Filmaktion haben wir einigen Wirbel verursacht und schließlich sehr viel Unterstützung und Anerkennung erfahren; vor allem von der Stadt Stollberg und vom später gegründeten Förderverein. Die schönsten Worte fand Karen Pethke, die uns im Rahmen der Auszeichnungsveranstaltung zum Sächsischen Kinder- und Jugendwettbewerb "Heimat (er)finden" den mit 4000 Euro dotierten 1. Preis in Dresden überreichte. 

Laudatio zum 1.Preis im Sächsischen Wettbewerb
„Heimat (er)finden“ 2008

von Karen Pethke

Prämiert wird der Dokumentarfilm „Der letzte Tanz“, in dem eindrucksvoll die Wiederauferstehung des Bürgergartens als Identifikationsort für die BürgerInnen in Stollberg aufgezeigt wird. Neben der hohen Qualität des dokumentarischen Beitrags soll mit diesem Preis vor allem das überragende bürgerschaftliche Engagement der Mädchengruppe gewürdigt werden. Mit ihrem Interesse an einem halb verfallenen Gebäude aus der Zeit des Jugendstils, ihrer Neugierde gegenüber der jüngeren Vergangenheit und der Fähigkeit Menschen in ihrer Heimat begeistern zu können, lösten die Preisträgerinnen eine unvergleichliche Welle von Gestaltungskraft im Gemeinwesen aus. Die Mädchen verknüpften in ihrem Wirken für ihre Heimat geschickt die notwendige Recherche um den Bürgergarten mit der Emotionalisierung durch Erinnerung für den Erhalt und eine greifbare Vision für die Zukunft. Still verlief der Verfall der kulturellen Perle in Stollberg. Erst durch das Interesse der Mädchen im Rahmen des Projektes „Zeitensprünge“ konnte ein leiser Herzschlag für das Gebäude erzeugt werden.Menschen wurden befragt und Tränen flossen über die Erinnerung an den sonntäglichen Tanz mit dem ersten Kuss und der Hochzeitsfeier in den 60er Jahren. Der daraus entstandene Film der Mädchen sollte schließlich gezeigt werden, und die Idee, diesen im Bürgergarten selbst aufzuführen war zwar naheliegend, aber doch genial. 1000 BürgerInnen stimmten mit ihrem Besuch für die Rettung des Kultursaals ab und forderten damit eine Geschichte mit Happy End ein. Ein Förderverein hat sich gegründet und die Stadt hat das Gebäude zurückgekauft. Ein Dachdecker fand sich und tat mit seiner Arbeit einen ersten Schritt zum Erhalt des Gebäudes. Die Öffentlichkeit hat durch das Engagement der Mädchen erkannt, dass nur noch ein kleines Zeitfenster verbleibt, um Heimatgeschichten aus dem Bürgergarten weiterschreiben zu können. Ein Ort der Kommunikation, Freude und Verbundenheit soll nun vereint wiederbelebt werden und für die Menschen in und um Stollberg in der Zukunft wieder zur Verfügung stehen. 

Die Jury möchte der Gruppe um Frau Viola Lippold ausdrücklich für den Beitrag danken. Er zeigt eindrucksvoll, welche Kraft in einem kleien Kern wohnen kann, sofern man den jungen Menschen Vertauen schenkt und Unterstützung anbietet. Der Beitrag ist weit über die Grenzen von Sachsen hinaus beispielgebend und aufrufend für die Übernahme von Verantwortung im Gemeinwesen. Unglaublich charmant vermitteln uns dies 11 junge Frauen aus Stollberg. 

Die Geschichte „Der letzte Tanz“ hat eigentlich erst bergonnen und verdient unbestritten die höchste Würdigung.

Wir gratulieren herzlich!